Für Zuweisende

Als Fachpersonen, kommen Sie in ihrer täglichen Arbeit mit den Auswirkungen häuslicher Gewalt in Berührung und spielen eine entscheidende Rolle im Schutz und der Unterstützung betroffener Kinder. Aktuell ist das Konflikt-Debriefing ausschliesslich für Familien gedacht, deren Eltern oder ein Elternteil bei der Fachstelle Gewalt eine Gewaltberatung besuchen. Diese Menschen melden sich entweder direkt bei uns oder werden von zuweisenden Stellen an uns weitergeleitet.

Bewährtes Konzept

Unsere Gewaltberaterin Leena Hässig hat das «Konflikt-Debriefing» basierend auf dem bewährten Reasoning and Rehabilitation Programm von Dr. Robert Ross weiterentwickelt. Als eines der einzigen seiner Art, geht es direkt auf die Bedürfnisse der von Gewalt mitbetroffenen Kinder ein. Wir konzentrieren uns damit bewusst auf sie, das schwächste Glied im Opferschutz, und stützen uns auf das Konzept der Restaurativen Justiz: Einem Verfahren, in dem Opfer und Täter freiwillig zusammenkommen, um mit Hilfe einer neutralen Fachperson Lösungen für die Folgen der Gewalt zu finden und weitere Schäden zu vermeiden. In unseren Beratungen schaffen wir einen sicheren, geschützten und respektvollen Raum für das Erleben der Opfer und geben ihnen damit eine Stimme.

Ein Fallbeispiel

Eine exemplarische Praxiserfahrung zeigt der Fall von Familie Zbinden (Name aller Beteiligten geändert). Corinna Zbinden hat die Gewaltberatung bei unserer Beraterin Leena Hässig besucht, weil sie bereits mehrmals ihren 9-jährigen Sohn, Nicolas, geschlagen hat. Ihrer Ansicht nach hört er ihr nicht zu. Ihre Frustration drückt sie in Gewalt aus und fühlt sich dabei sehr schuldig. Auf Anraten von ihrer Gewaltberaterin besucht Corinna Zbinden daraufhin gemeinsam mit ihrem Partner, ihrem Sohn Nicolas und den beiden jüngeren Kindern das Konflikt-Debriefing in der Fachstelle Gewalt Bern.

Nicolas erzählt den beiden Gewaltberatenden und seiner Familie, dass ihm die Übergriffe seiner Mutter egal sind. Als die Gewaltberatenden den Aussagen des Sohnes nachgehen, stellt sich heraus, dass er in der Schule wegen seinem Übergewicht gemobbt wird. Deshalb hat er sich zurückgezogen und den Kontakt mit der Mutter vermieden. Sie fühlte sich ausgeschlossen und verlor den Kontakt zu ihrem Sohn und versuchte diesen mit Gewalt zurückzuholen. Während seinen Erzählungen zeichnen seine jüngeren Geschwister oder essen Kekse. Obwohl sie die abstrakte Ebene der Situation noch nicht vollumfänglich begreifen, sind sie interessiert am Geschehen und erleichtert, dass es für das, was in der Familie passiert, Worte gibt. Durch das Verbalisieren der Probleme, kann die Familie auf einer anderen Ebene weitermachen. In den beiden Folgesitzungen geht Nicolas sogar noch etwas tiefer auf seine Gefühlsebene ein.

Seine Mutter und ihr Partner sehen nun den grösseren Zusammenhang hinter seinem Verhalten, was Corinna Zbinden dabei hilft, ihr Gewaltverhalten besser zu verstehen und damit auch zu verändern. Sie begreift, dass es nicht die Verantwortung des Kindes ist, über seine Gefühle zu sprechen, damit die Mutter nicht mehr Gewalt anwenden muss.

Obwohl jede Situation anders ist und die Fälle im Konflikt-Debriefing entsprechend vielfältig sind, zeigt die Situation der Familie Zbinden auf, was möglich ist: Die betroffenen Kinder finden durch das Angebot aus ihrer Ohnmacht und der Konflikt verliert an Sprengkraft. Alle Beteiligten lernen wieder zusammen zu sprechen – ohne Kampf.

Zuweisung

Arbeiten Sie mit Personen, bei denen Sie eine Auseinander­setzung mit dem gewalttätigen Verhalten anstossen wollen und auch mitbetroffene Kinder miteinbezogen werden können?

Kontaktieren Sie uns, um eine Auftragsklärung zu machen.

Telefon 0 765 765 765