In der Schweiz trifft die Polizei mindestens 20-mal pro Tag auf Kinder, die Gewalt zwischen den Erziehungspersonen erleben. Die Entwicklung dieser Kinder wird dadurch auf unterschiedlichen Ebenen und in vielfältiger Weise gefährdet. Erleben sie direkt oder indirekt häusliche Gewalt, geraten sie familienintern auch in einen Loyalitätskonflikt. Vor wem haben sie Angst, von wem werden sie geschützt, wen wollen sie schützen und auf wen sind sie wütend?
Diesen Kindern eine Stimme geben, bedeutet für uns ihr Erleben wertzuschätzen. Mit dem Beratungsangebot «Konflikt-Debriefing» binden wir sie konkret in die Gewaltberatung ihrer Eltern ein und helfen ihnen damit aus ihrer Hilflosigkeit.
Dabei geht es uns nicht um Versöhnen oder Verzeihen, sondern im ersten Schritt um die Verantwortungsübernahme der gewaltausübenden Personen. Und in einem weiteren Schritt um eine langfristige Stärkung der Gemeinschaft, mit dem Ziel, weitere Schäden zu vermeiden (Restaurative Justiz). Um den Schutz der Opfer zu gewährleisten, bedarf es im Vorfeld einer gründlichen Risikoanalyse. In den Gewaltberatungen arbeiten wir mit den Eltern daher sorgfältig auf den richtigen Zeitpunkt hin, an dem wir die Kinder miteinbeziehen können. Dieser Prozess kann und darf länger dauern. Erst wenn der Opferschutz für die Kinder gegeben ist, beziehen wir sie in die Gewaltberatung mit ein.